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Bauhaus-Klassiker: Wilhelm Wagenfeld und seine “Form 639”

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Zeitlos. Elegant. Höchst funktional. Alles Zuschreibungen, die heute für Klassiker des Produktdesigns verwendet werden. Eine konsequent funktionale Formgebung verfolgte auch Wilhelm Wagenfeld bei seinen Entwürfen. Sein “Geschirrservice 639” ist ein bis heute produzierter Meilenstein der Porzellangestaltung. Wir präsentieren euch den Bauhaus-Schüler und geben Einblicke in sein Tischkultur-Meisterstück.

Als Wilhelm Wagenfeld 1934 seine Geschirrserie Form 639 für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg entwarf, ahnte er sicher noch nichts vom glorreichen Ruhm, der dem Porzellanservice später zuteil werden sollte. Die Bezeichnung “klassisch schön” passt bei dieser Kollektion mehr als genau. Denn Wagenfeld gestaltete auch dieses Produkt nach seiner Maxime “Alles Brauchbare muss schön sein, anders erfüllen die Dinge nicht ihren Sinn”. Doch wer war der Mann, der solch beinahe poetischen Grundsätze vertrat?

Wilhelm Wagenfeld 1953

Konzentrierter Bauhaus-Schüler: Wilhelm Wagenfeld. Bild: FÜRSTENBERG

Wilhelm Wagenfeld wurde am 15. April 1900 im Bremer Stadtteil Walle als erstes von drei Kindern geboren. Seine vierjährige Lehre zum Industriezeichner in der Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld ab 1914 brachte ihm das erste nötige Handwerkszeug bei. Ab 1916 besuchte Wagenfeld zudem gleichzeitig die Bremer Kunstgewerbeschule, wo er drei Jahre verbrachte. Seine Begeisterung für Kunst lebte er anschließend in der Zeichenakademie in Hanau weiter aus. Dort erweiterte er sein Wissen in der Fachschule für Edelmetalle und ließ sich zum Silberschmied ausbilden.

Im Jahr 1923 dann ein weiterer, entscheidender Schritt in der Karriere von Wagenfeld. Er nahm an einer Vorklasse des Weimarer Bauhauses teil und studierte dort in der Metallwerkstatt unter Führung von László Moholy-Nagy. Ein Jahr später entstand dann ein Objekt, das heute Ikonenstatus besitzt: Die Bauhaus-Leuchte, die heute auch nach dem Gestalter benannte Wagendfeld-Lampe. Die Grundsätze der Bauhaus-Bewegung hatte er schnell verinnerlicht und handelte in seinen Entwürfen danach.

Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet. In seiner Zielsetzung war es für damalige Verhältnisse ziemlich revolutionär: Angestrebt wurde eine Wiederbelebung des Kunsthandwerks in Abgrenzung zur industriellen Massenproduktion von seriell kopierten Ornamenten und Formen. Gestalterisch sollte eine neue Formensprache entwickelt werden, die der industriellen Fertigung genügt. Nach Stationen in Dessau (1925 – 1932) und kurzzeitig in Berlin war das Bauhaus 1933 schließlich aufgrund von Repressalien der Nationalsozialisten zur Selbstauflösung gezwungen. Durch die Emigration vieler Bauhaus-Schüler wurden die Ideen jedoch weiterhin weltweit verbreitet. Die Bauhaus-Schule ist in ihrer Resonanz und ihren Design-Maximen bis heute prägend für die moderne Kunst und Architektur.
Wagenfeld Kaffeeservice

Designklassiker im Geist des Bauhauses: Kaffeeservice der Form 639. Bild: FÜRSTENBERG

Dem heute wohl bekanntesten Bauhaus-Leitsatz Form folgt Funktion fühlte auch Wagenfeld sich verpflichtet. Sein Service 639, das er für die Manufaktur Fürstenberg gestaltete, entspringt genau diesem Prinzip. Wagenfelds Grundidee war, elegante und zeitlose Geschirrservices zu entwerfen, die sich individuell zusammen stellen ließen sowie nach und nach um neue Teile erweitert werden können. Die einzelnen Objekte charakterisiert, dass Material, Funktionalität und Gestaltung eine Einheit bilden. Das schlichte Geschirr mit den klaren Formen wird durch gefällige Rundungen betont. Die aufgesetzten Griffe der Deckel und Kannen hat Wagenfeld scheibenförmig gestaltet und mit kurzen Stielen mit dem Produkt verbunden – eben höchst funktional und dabei klassische Eleganz ausstrahlend. Das schlichte Design des Service 639 war derart gelungen, dass es auf der Pariser Weltausstellung 1937 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.

Und auch heute noch glänzt die zeitlose Geschirrkollektion, die mittlerweile bei Fürstenberg unter dem ehrenden Namen WAGENFELD produziert wird, durch anhaltende Aktualität. Neben dem schlicht weißen Erstentwurf ist zudem das Dekor “Schwarze Linie” erhältlich. Eine feine, schwarze Linie ziert die Ränder der Objekte und verleiht dem Service einen zurückhaltenden Kontrast.

Wagenfeld Schwarze Linie

Edler Schwarz-Weiß-Kontrast: Wagenfeld Dekor “Schwarze Linie”. Bild: FÜRSTENBERG

Fürstenberg WAGENFELD – eine Geschirrserie, die den fortschrittlichen Bauhaus-Geist atmet und dessen gestalterische Leidenschaft ihres Designers, der 1990 starb, bis in die Gegenwart spürbar ist.

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