Allgemein
Schreibe einen Kommentar

Frank Gehry – Ein Architekt tanzt aus der Reihe

Wenn die Künstler und Bildhauer arbeiten, die ich kenne, gibt es auch immer eine spielerische Komponente. Man experimentiert, man probiert aus. Es ist eine etwas unbefangene und kindliche Vorgehensweise, wie wenn Kinder in einer Kiste spielen. Auch Wissenschaftler arbeiten so, als verwürfen sie Dinge, um dann Ideen nachzugehen, statt voraussehen zu wollen, wohin es eigentlich geht.
(Frank Gehry)

Immer in Bewegung…
Frank Gehry, der „Meister der tanzenden Häuser“, gilt als Ikone der modernen Architektur. Mit seinen Bauten setzt er Maßstäbe für eine neue kreative Ästhetik und gehört deshalb zu den namhaftesten und renommiertesten Vertretern des Dekonstruktivismus.
Seine ersten Häuser und Städte bastelte er als kleiner Junge aus Abfällen des großväterlichen Eisen- und Haushaltswarenladens. Später wanderte die Familie von Kanada nach Los Angeles aus. An der dortigen University of Southern California studierte Gehry Architektur.
Zu Beginn seiner Karriere waren seine Werke konventionell. Seine Frau ermutigte ihn, das gemeinsame Wohnhaus in Santa Monica, nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Dafür verwendete er Materialien, wie Sperrholz und Wellpappe. Das Gebäude wurde daraufhin durch das American Institute of Architects ausgezeichnet.
Seit 1962 betreibt Frank Gehry ein eigenes Architekturbüro in Los Angeles. Sein Durchbruch kam mit dem Entwurf des California Aerospace Museum. Der internationale Erfolg in Deutschland gelang ihm mit dem Vitra Design Museum in Weil am Rhein. In den vergangenen Jahren entstanden immer mehr Bauwerke – überall. Meist sind es Häuser, die zu wackeln scheinen, glamourös und unverwechselbar nach der Weltmarke Gehry aussehen und sich doch schlecht voneinander unterscheiden lassen. Sie haben scheinbar freie Formen, die alles andere als zufällig sind und sich durch kippende Linien, ineinander verschobene Räume und gebrochene Perspektiven auszeichnen, Grenzen verschwinden lassen.
Durch Besinnung auf die wichtigsten Beispiele der Moderne zeigte er, dass die für tot geglaubte Maxime „Form folgt Funktion“ ganz anders dargestellt werden kann.
Mit dem Bau des Guggenheim-Museums im spanischen Bilbao sorgte Frank Gehry für Furore. Die eigenwillige Gebäudeformation wird äußerlich von einer futuristischen Titan-Fassade geprägt. Das an ein riesiges Traumschiff erinnernde Design mit einer spektakulären Dachkonstruktion machte Gehry international zum Guru der modernen Architektur. Es ist ein weltweiter Anziehungspunkt und eigenständiges Kunstwerk, das sich von allem Bestehenden abhebt und durch seine Formen fasziniert.

Mit seiner unbändigen Kreativität sucht Frank Gehry nach immer neuen Wegen, denn „Architektur ist eine Obsession“ für ihn. Zusätzlich entwickelt er Inneneinrichtungen und Möbelentwürfe, wie etwa Sessel aus Wellpappe. Sein „Wiggle Stool“ von Vitra aus dem Jahre 1972 ist heute noch moderner als viele neue Möbel. Die Stuhlkreation gehört zur Möbelserie „Easy Edges“, die der Architekt aus Karton fertigte. Daneben bietet er spezielle Architekten-Software aus der Luft- und Raumfahrtindustrie an, die durch das Umrechnen von 3D-Modellen in mathematische Formeln die technische Umsetzung von Plänen vereinfacht.

Alessi Wasserkocher

Bild: Alessi

Das italienische Familienunternehmen Alessi steht für kompromissloses Design, Frank Gehry steht für eine “Architektur ohne Regeln” – das passt. Und so entwarf Gehry 1992 den Wasserkessel „Pito“ (spanisch für „Pfeife“) für die italienische Designfabrik. Der Kessel ist aus glänzend poliertem Stahl, der Griff und die melodische Verschlusskappe sind aus warm schimmerndem Mahagoniholz gearbeitet. Es ist das perfekte Zusammenspiel aus Natur und Technik. Auf dem rundlichen Körper des Wasserkochers erscheinen der Griff und Verschluss in Form von Fischen, die aus dem Wasser springen. Der elegant geschwungene Mahagonifisch pfeift, wenn das Wasser kocht. So wurde schlichte Funktion und beeindruckendes Design zu einem praktischen und stilvollen Kunstwerk verschmolzen. Gehry formte den Stahlkessel nach seinem Credo: “Alles, nur nicht gerade”.
In den Arabischen Emiraten soll die bisher größte Sammlung moderner Kunst der Guggenheim-Stiftung entstehen. Vier der weltweit renommiertesten Architekten wurden vom hiesigen Präsidenten beauftragt. Unter ihnen Frank Gehry.

Bauwerke
– das California Aerospace Museum in Kalifornien
– das Vitra Design Museum in Weil am Rhein
– das American Center in Paris
– eine Bushaltestelle bei BUSSTOPS in Hannover
Das Häuschen besteht aus rechteckigen grünen und weißen Schuppen, die an einen Reptilienpanzer erinnern.
– das Tanzende Haus in Prag
„Fred and Ginger“ nennen die Prager das „Dancing House“, weil es einem tanzenden Paar gleicht.
– das Guggenheim-Museum in Bilbao
– der Gehry-Tower in Hannover
Die Form wird durch die Verdrehung des Baukörpers um die Mittelachse erreicht.
– das Gebäude der Deutschen Zentralbank in Berlin
– die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles
– das Museum MARTa in Herford
– das Hotel Marques de Riscal in Spanien
– der 8 Spruce Street Wolkenkratzer in New York

Auszeichnungen
– Pritzker Architecture Prize
– Preis für das Lebenswerk des Cooper-Hewitt National Design Museum
– Gold Medal, Royal Institute of British Architects
– Companion des Order of Canada

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert